Technische Hochschule Merseburg
Die Technische Hochschule Merseburg "Carl Schorlemer" (Carl Schorlemmer war ein Cheniker, dessen größter Verdienst iin einer Freundschaft mit Karl Mark lag) wurde in den 50iger Jahren als Technische Hochschule für Chemie gegründet.
Hierin zeigt sich auch schon der Schwerpunkt der Schule. Mitten im Chemiedreieck gelegen, die Buna und Leuna Werke in Blickweite bot sich Merseburg als Ausbildungsstätte für den akademischen Chemikernachwuchs direkt an.
Später wurde dann aus der Hochschule für Chemie die Technische Hochschule. Wieder für alle die sich mit den DDR Begriffen nicht auskennen. Die Verschiedenen Hochschularten (Technische Hochschule, Technische Universität, Bergbauakademie, Universität) waren keine Abstufung der Ausbildungsqualität (so wie heute Universität, Fachhochschule, Berufsakademie). Alle Schultypen boten eine universitäre Ausbildung mit Diplomabschlüssen mit Promotionsrecht. Sie unterschieden sich nur in der Breite des Studienangebotes. So hatte Merseburg nur die ausbildenden Sektionen Chemie, Verfahrenstechik, Materialtechnik, Wirtschaftswissenschaften, sowie Physik und Mathematik, die aber nur einzelne Studenten hatten. DAzu gab es noch die Spezialklasen Chemie, welche ein sehr auf Chemie ausgerichtetes Abitur anboten und den Vorkurs.
Diese totale Ausrichtung auf Chemie brachte zwar die beste Chemieausbildung in der DDR, aber auch entsprechend anspruchsvolle Professoren. Studenten welche von Merseburg zur Humbolduni nach Berloin oder KMU nach Leipzig wechselten, vebesserten ihren Notendurchschnitt in der Regel um 2 Noten.
Außerdem machte ein Abschluß der kleine Hochschule in Merseburg im Gegensatz zu den renomierten Univeritäten in Berlin, Leipzig, Halle-Wittenberg, mit ihrer langen Tradition bei Nichtinsidern natürlich nicht so viel her.
Von der Anlage her war die TH Merseburg eine Campus Universität. Die Höhrsäle und Seminargebäude waren von den Wohnheimen in 5 Minuten zu Fuß zu erreichen. Auch Laborplätze, Mensa, Sportanlagen - alles war an einem Platz zusammengefasst. Es war eigendlich wie eine kleine eigene Stadt in der Stadt. Entprchend intensiv entwickelte sich auch das Studentische Leben.
Anders als heute, wohnten fast alle Studente in den Wohnheimen, was bei einer Belegung mit 2-3 Personen, gemeinschaftlicher Küche und sanitären Anlagen (sehr nett die inoffiziell gemischten Gemeinschaftsduschen) zwar manchmal etwas beengt dafür mit 10 Mark aber auch sehr günstig war.
Dafür konnte man sehr gut zusammen studieren aber auch feiern. So gab es in jedem Zimmer (jedenfalls bei den Chemikern) 1-2 40 Liter Weinballons. Bei ca. 50 Zimmern im Wohnheim war entsprechend oft ein Ballon Wein fertig, welcher dann gemeinschaftlich geschlachtet wurde.
Derzeitiger Zustand
Nach der Wende machten die lieben Professoren sofort große Pläne, welche neuen Forschungsgebiete man eröffnen könnte (natürlich mit neune lukrativen Professuren), wie man zur Technischen UNiversität oder Universität aufsteigen könnte usw. Nur an eines wurde nicht gedacht, dass man auch Studenten braucht, denn die wurden früher immer automatisch geschickt.
Und so kam es dann dass die TH ganz aufgelöst wurde.
Der naturwissenschaftliche Teil wurde der Martin Luther Universität zugeschlagen und aus dem ingenieurtechnischen Teil wurde eine eigene Fachhochschule.
Die hallenser Uni brauchte die Gebäude in Merseburg auch nicht unbegungt, deshalb wurde immer mehr in Halle konzentriert und in Merseburg abgerissen.
Das machte Merseburg auch nicht attraktiver und noch mehr Studenten blieben aus. Auch weil immer weniger Studenten in den Wohnheimen wohnen zieht die Abrissbirne immer weitere Kreise.
Als ich im Sommer 2012 in Merseburg war waren abgerissen bzw. geschlossen: Wohnheime 7 (in dem ich wohnte), 8 & 10, Institutsgebäude phys. Chemie (in dem ich arbeitete) und Nachbargebäude, Mensa (in der ich aß und Fasching feierte). Aus dem großen Höhrsaal wurde eine Bibliothek gemacht und auch sonst nur Verfall.