Chemiestudium
Neben dem ganzen schönen Studentenleben musste man sich auch noch mit seinem Studium beschäftigen.
In den ersten 2 1/2 Jahre war das Grundstudium zu absolvieren. Hier waren alle Studenten noch zusammen. Das heißt alle besuchten die gleiche Vorlesungen waren aber trotzdem in knapp 10 Seminargruppen aufgeteilt in der man gemeinsame Seminare hatte und Übungen durchführte.
Hauptgebiete waren natürlich die organische und anorganische Chemie, Analytik, etc. aber auch spezielle Mathematik, Physik, und der obligatorischen Marxismus/Leninismus.
Parallel dazu gabe es, je nach Semester 1 oder 2 Labortage pro Woche. An diesen Tagen hatte man seinen festen Laborarbeitsplatz und hatte praktische Übungen zur Synthese oder Analyse von Stoffen und Stoffgemischen. Besonders beliebt war die Übung zur Herstellung von Naturstoffen. Ich durfte frisches Blut aus dem Schlachthof holen und bearbeiten. Andere sammelten Urin von allen möglichen Kommilitonen um Harnstoff herzustellen oder holten Haarreste vom Friseur.
Nach dem Grundlagenstudium gab es eine entsprechende gefürchtete Grundlagenprüfung, bei der das gesamte vermittelte Wissen der letzten Jahre auch in kleinsten Einzelheiten abgefragt wurde.
Die Studenten, welche diese Prüfung überstanden wechselten nun in das Fachstudium. Hier trennten sich dan auch die wege, die Vorlesungen waren angepasst und die seminargruppen wurden auch neu aufgeteilt.
Es gab eine Gruppe synthesechemie, welche die klassische Chemie, wie man sie sich vorstellt, betrieb. Eine weitere Gruppe widmete sich der theoretischen Chemie wärend die restlichen Gruppen recht praxisnah bei der technischen Chemie verblieben.
Zur Zeit des Vorkurses und des Chemiestudiums kam ich erstmals mit Computern in Berrührung. Auch wenn es sich damal noch um Heimcomputer (Z9001, KC 85/3) war ich total fasziniert.
Einen wechsel von der Chemie zur Informatik, wäre nur sehr schwer, wenn überhaupt, möglich gewesen, da zu dieser zeit begonnenen Studien auch beendet werden sollten. Ein Wechsel zur Wirtschaftwissenschaft - Bereich Wirtschaftsinformatik wäre evt. möglich gewesen, aber dort hätte man dann dauernd die Überlegenheit der DDR Planwirtschaft lernern müssen und das wollte ich nun auch niht unbedingt. Außerdem wurde noch mit sehr alten Großrechnern gearbeitet. Als dieser defekt wurde war ein Neuer nicht geplant (Siehe Überlegeheit oben). Daraufhin konnten sie noch Lochkarten stanzen, welche per Datenfernverbindung (Kleintransporter) zum nächsten rechner nach Halle geschafft wurden und schon nach zwei Tagen hatten sie ihr Ergebnis (Syntaxfehler in Programzeile 3) - und wieder von vorn.
Aus diesem Grund ging ich im Fachstudium zur Gruppe der theoretisch physikalischen Chemie. Fachlich war dies genauso trocken und praxisfern wie es sich bei Grundlagenforschung annhört, aber dieser Bereich war als fast einziger mit entsprechender PC Technik ausgestattet.
Wir programmierten hier unter Fortan 77 auf Unx MAschinen Programme, welche das Verhalten von Molekülen an MIschphasen (z.B. Wasser Öl Gemische) simmulierten.
In der Diplomphase arbeitete ich mit einem Kommilitonen zusammen, wobei ich die Computersimulation bearbeitete und er die gleiche Arbeit real durchführte und wir dadurch das verwendete Modell verifizieren konnten.